12.11.2019

Männer nehmen selten Elternzeit

Männliche Beschäftigte nehmen immer häufiger Elternzeit. Es stellt sich aber oft heraus, dass immer noch nur sehr wenige Männer länger als die sogenannten Partnermonate Elternzeit nehmen.

An den vorherrschenden Vorstellungen, dass Frauen in Elternzeit gehen und gehen sollten, scheint sich also wenig verändert zu haben. Auch in der jüngeren Generation ist es nicht selbstverständlich, sich Elternschaft gleichberechtigt zu teilen und insoweit auch gleichberechtigt in Elternzeit zu gehen.

So können Sie zukünftig Väter motivieren 

Hieran können Sie etwas ändern. Und zwar indem Sie den Kollegen in Ihrer Dienststelle die Inanspruchnahme von Elternzeit schmackhaft machen und sie über ihre Rechte und Möglichkeiten in der Elternzeit informieren, etwa durch Organisation eines Seminars oder einer Infoveranstaltung zur Elternzeit nur für Männer.

Das bringt die geschlechtergerechte Verteilung der Elternzeit für alle Beschäftigten

Nehmen mehr Männer Elternzeit in Anspruch, haben alle Geschlechter etwas davon. Die Arbeitgeber können dann nicht mehr davon ausgehen, dass nur Frauen familienbedingt pausieren oder kürzertreten, sondern müssen dies gleichermaßen bei Männern unterstellen. Insoweit könnte das hiermit verbundene Benachteiligungspotenzial für Frauen zurückgehen.

Wichtig: Haltung der Dienststellenleitung
Wichtig ist dabei, dass auch die Dienststelle hinter der Inanspruchnahme von Elternzeit durch Väter steht. Nach wie vor haben nach meiner Erfahrung Kollegen, die eine längere Elternzeit nehmen, besondere Schwierigkeiten – sowohl mit Vorgesetzten als auch den übrigen Kollegen.

Empfehlung: Steter Tropfen höhlt den Stein
Sorgen Sie dafür, dass sich diese Einstellung bzw. Haltung in Ihrer Dienststelle ändert. Werden Sie nicht müde, immer wieder zu betonen, dass die Inanspruchnahme von Elternzeit das gute Recht und eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe ist. Auch hier gilt: gebetsmühlenartig wiederholen! Der stete Tropfen höhlt bekanntlich den Stein.

Ihre Dienststelle profitiert in 2-facher Hinsicht 

Machen Sie Ihrer Dienststellenleitung deutlich, dass auch sie von der Inanspruchnahme von Elternzeit durch alle Beschäftigten profitiert.

Zunächst einmal werden in der Elternzeit bestimmte Kompetenzen vertieft, wie etwa Organisationsfähigkeit, soziale Kompetenz, Kommunikationskompetenz etc. Hiervon können gerade Kollegen profitieren, da das ja häufig genug nicht unbedingt Kompetenzen sind, die in der Sozialisation von Männern angelegt sind und die diese vertieft erlernt haben.

Wettbewerbsvorteil bei der Fachkräftegewinnung 

Daneben wird aber Ihre Dienststelle natürlich auch Wettbewerbsvorteile im „Kampf“ um Fachkräfte haben, wenn sie verdeutlichen und zahlenmäßig darlegen kann, dass Männer wie Frauen ohne Nachteile Familienpflichten und auch Elternzeit wahrnehmen können und dies auch tun. Nutzen Sie diese Argumente, um Ihre Dienststellenleitung ins Boot zu holen und dazu zu bringen, dass sie sich hier eindeutig positioniert.

Das folgende Muster-Schreiben können Sie nutzen, wenn Sie einen Initiativantrag zu diesem Thema stellen möchten:

Muster-Schreiben: Initiativantrag Männer in die Elternzeit 

Die Gleichstellungsbeauftragte im Hause
An die Dienststellenleitung vertreten durch … im Hause

Initiativantrag zur Inanspruchnahme von Elternzeit auch durch Männer

Sehr geehrte Dienststellenleitung,

immer wieder stelle ich fest, dass die Zahl der männlichen Beschäftigten, die Elternzeit in Anspruch nehmen, nach wie vor sehr gering ist. Dies ist umso erstaunlicher, als wir gerade in den letzten Jahren sehr viele junge Väter zu beglückwünschen hatten.

Aus Gesprächen ist mir bekannt, dass viele Beschäftigte nicht wissen, welche Rechte sie in Bezug auf die Elternzeit haben, und auch nicht informiert sind, wie Sie als Dienststellenleitung zu der Inanspruchnahme von Elternzeit – auch von Männern – stehen.

Ich schlage daher vor, dass wir eine Informationsveranstaltung für unsere männlichen Beschäftigten zu der Inanspruchnahme von Elternzeit organisieren, auf der ein/-e Referent*in zu diesem Thema informiert und aufklärt und Sie dann anschließend hierzu Ihr Statement abgeben.

Auch die Dienststelle wird von einer vermehrten Inanspruchnahme von Elternzeit durch männliche Beschäftigte profitieren, gerade auch in Bezug auf die Gewinnung von Fachkräften.

Mit freundlichen Grüßen

Die Gleichstellungsbeauftragte

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