16.02.2020

Praxisbeispiele: Nachhaltiger Gesundheitsschutz bei älteren Arbeitnehmern mit Schwerbehinderung

Wie sieht gute betriebliche Praxis bei der Gesundheitsförderung von älteren Arbeitnehmern mit Schwerbehinderung aus? Ich habe für Sie bei den Global Playern Audi und BASF nachgefragt, was ihren Umgang mit älteren Arbeitnehmern mit Schwerbehinderung ausmacht. Welche Förderung kommt ihnen zugute? Auch die Stadt Heidelberg hat mir einen Einblick gewährt. 

Beim Gesundheitsschutz sind sowohl die beiden Großunternehmen als auch die Stadtverwaltung Heidelberg gut aufgestellt. Das betriebliche Gesundheitsmanagement der BASF integriert Gesundheitsthemen in die Organisation und bietet allen Mitarbeitern eine umfangreiche arbeits- und umweltmedizinische Beratung an. Weltweit einheitliche Standards für Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz sind in einer Gruppenrichtlinie festgehalten. Die Qualität und deren Umsetzung werden durch regelmäßige arbeitsmedizinische Audits überprüft. 

Die Stadtverwaltung Heidelberg hat ein flächendeckendes Netz der Gefährdungsbeurteilung in allen städtischen Ämtern aufgebaut und entwickelt es kontinuierlich weiter. Zu den Themen Sicherheit und Gesundheit gibt es zahlreiche Angebote, unter anderem „AVITA – Aktiv und vital ins Alter“. Das in Kooperation mit dem Gerontologischen Institut der Universität Heidelberg erarbeitete Konzept richtet sich an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Alter von 45 Jahren und älter. Es legt einen breiten Fokus auf Gesundheitswissen sowie geistige und körperliche Fitness. Seit April 2018 besteht zudem die Option psycho-sozialer Beratung. Hierzu hat die Stadtverwaltung einen vertraulichen Beratungsdienst geschaffen, der von sehr vielen Mitarbeitern bestens angenommen wird. 

Prävention durch Inklusion 

Den Konzernen ist es wichtig, allgemeine Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter in allen Lebensphasen zu erhalten oder sogar zu stärken. Auch die Stadtverwaltung Heidelberg macht bewusst keinen Unterschied zwischen „jung und alt“ oder „nicht, minder- oder schwerbehindert“: „In völliger Übereinstimmung mit der Schwerbehindertenvertretung richten sich die gesamten Angebote absichtlich an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ 

Allerdings gibt es auch spezielle Angebote für Menschen mit Schwerbehinderung, bei der BASF z. B. durch eine ärztliche Beratung, die jederzeit in Anspruch genommen werden kann. Einmal im Jahr haben die behinderten Mitarbeiter die Möglichkeit, ein 2-wöchiges Gesundheitsseminar im firmeneigenen Seminarhaus in Breitnau im Schwarzwald zu besuchen. 

Für Audi ist die nachhaltige Integration schwerbehinderter Mitarbeiter in den Arbeitsprozess ein zentrales Thema alternsgerechter Arbeit: „Wir haben einen systematischen und transparenten Prozess entwickelt, der es schwerbehinderten Menschen durch vielfältige Maßnahmen ermöglicht, ihre volle Leistungsfähigkeit zu entfalten. 

Dazu zählen etwa ergonomische Verbesserungen und Qualifizierungen. Zusätzlich prüfen wir, ob ein anderer Arbeitsplatz oder ein anderes Tätigkeitsfeld infrage kommt.“ Bereits in der Planungsphase für neue Fahrzeugprojekte stellt der Automobilhersteller sicher, dass genügend Arbeitsplätze für schwerbehinderte Menschen vorhanden sind. 

Tipp: Alle profitieren vom Gesundheitsschutz. Ältere Arbeitnehmer mit Schwerbehinderung profitieren von sehr vielen Präventionsmaßnahmen. Diese müssen nicht explizit auf diese Angestelltengruppe ausgelegt sein. Prävention und Gesundheitsförderung fangen schon sehr früh an und versuchen, alle Mitarbeiter zu erfassen. Nach dieser Maßgabe verfahren BASF, Audi und die Stadtverwaltung Heidelberg und verlieren trotzdem die Belange ihrer älteren Mitarbeiter mit Schwerbehinderung nicht aus dem Auge. Das Gegenteil ist der Fall: Je früher Prävention beginnt, desto positiver wirkt sie sich im Alter aus. 

Mitarbeiter für eigene Gesundheitsförderung motivieren 

Wenn es darum geht, älteren Mitarbeitern mit und ohne Schwerbehinderung näherzubringen, für ihre Gesundheit vorzusorgen, überlässt keiner der 3 befragten Betriebe etwas dem Zufall. Audi bietet seinen Mitarbeitern Gesundheitsaktionen zu Themen wie Ernährung, Fitness, psychische Gesundheit und Krebs an. BASF möchte bei allen Aktivitäten „die Mitarbeiter zunächst über die Vorteile eines gesunden Lebensstils informieren und die Angebote der Gesundheitsförderung ihres firmeneigenen Programms ,Fitness & Gesundheit‘ noch bekannter machen“. 

Sekundär ist das Ziel, chronische Gesundheitsstörungen möglichst früh zu erkennen. Dafür bietet BASF Mitarbeitern am Standort Ludwigshafen alle 3 Jahre einen umfangreichen Gesundheitscheck mit ärztlicher Untersuchung und Beratung an. Abhängig von den Ergebnissen bekommen Mitarbeiter gezielt Empfehlungen, die unter anderem Angebote zur Raucherentwöhnung, gesunden Ernährung und Rückengesundheit beinhalten. In die gleiche Richtung zielt der „Audi Check-up“. Modernste Medizintechnik und ein ärztliches Beratungsgespräch helfen dabei, Gesundheitsrisiken zu erkennen und vorzubeugen. Die Teilnahme ist freiwillig und erfolgt während der Arbeitszeit. Über 90 % der Mitarbeiter nehmen regelmäßig an der Gesundheitsvorsorge teil. Mitarbeiter werden alle 5 Jahre, ab einem Alter von 45 Jahren alle 3 Jahre zum Check-up eingeladen. 

Die Stadtverwaltung Heidelberg lässt nichts unversucht, um die Mitarbeiter für die eigene Gesundheit zu sensibilisieren: „Um Gesundheit zu einem Thema zu machen, das unsere Arbeit tagtäglich begleitet, bewerben wir als Stadtverwaltung aktiv unsere Angebote zur Prävention. Dafür bringen sich unter anderem die Schwerbehindertenvertretungen in den Ämtern genauso wie die Gesamtvertrauensperson der Schwerbehinderten und die Betriebsärztinnen ein.“ Letztlich setzt die Stadt auf die Eigenverantwortung jedes einzelnen Mitarbeiters, da es „auch ein Leben außerhalb der Arbeit gibt und nur die Gesamtschau aller Aspekte zum Erfolg führt“.

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