26.04.2017

Dauersitzen macht krank!

18 Millionen Bildschirm- und Büroarbeitsplätze existieren in Deutschland. Der Anteil der Büroarbeiter liegt bundesweit bei 50 % und dürfte künftig noch weiter anwachsen. Manche Mediziner sprechen vom „homo sedens“, dem überwiegend sitzenden Menschen im Beruf und Privatleben.

Aktuelle Studien belegen, dass zu langes Sitzen viele gesundheitliche Risiken birgt: (Alters-)Diabetes, Krebs, Herzinfarkt und Rückenschäden sind die Folge. Mehr als 25% der Fehlzeiten gehen auf Beschwerden und Erkrankungen des Bewegungsapparats zurück. Ein Laufband oder Stepper könnte Gutes im Büroalltag bewirken. Mehr Bewegung muss das Ziel sein. Denn ein regelmäßiges moderates Bewegungstraining senkt das Risiko vieler Erkrankungen – und das nicht nur bei Menschen mit Behinderungen.

Mehr Bewegung im Büroalltag ist nötig

Bürotätigkeiten werden immer statischer, dies bringt die Arbeit am Computer mit sich. Dies gilt für Menschen mit oder ohne Behinderung im Büro. Der menschliche Körper ist für Dauersitzen nicht geschaffen. Der Körper braucht Bewegung und von daher sind Arbeitgeber, Arbeitnehmervertreter und Schwerbehindertenvertretungen gehalten, mehr Bewegung in den Büroalltag zu bringen.

Bewegung bei der Arbeit ist ein Trend, der aus den USA kommt und allmählich auch hier in Deutschland Fuß fasst. Denn Sport im Büro regt den Stoffwechsel an und führt dem Gehirn mehr Sauerstoff zu. Nebenbei werden Kalorien abgebaut sowie Herz und Kreislauf kommen in Schwung. Doch wie soll das funktionieren?

Die Lösung: Sportgeräte fürs Büro

Ein Untertischergometer schafft während des Büroalltags Bewegung. Das Gerät ist nur 70 cm hoch und hat 2 Pedalen links und rechts. Es ist möglich, die Intensität so niedrig einzustellen, dass der Arbeitnehmer nicht ins Schwitzen gerät. Andere Sportgeräte machen Bewegung im Büro möglich: Hocker mit angeschlossenen Pedalen, das Laufband vor dem Stehpult oder Kleinstwippen, auf welchen der Mitarbeiter stehend hin- und herschaukeln kann.

Ein surrendes Fahrradergometer wird nur wenige Menschen im Büro stören. Auch Nichtsportler werden Verständnis dafür aufbringen, dass es Kollegen gibt, die ihr gesundheitliches Risiko senken möchten. Während ein Teil der Belegschaft lieber in der Mittagspause beim Rückentraining schwitzt, ist ein anderer Teil sicherlich dankbar für ein Bewegungsangebot neben dem Bürostuhl.

Tipp: Machen Sie konkrete Vorschläge
Nehmen Sie als Schwerbehindertenvertretung mit Ihrem örtlichen Sportartikelhändler Kontakt auf und lassen Sie sich beraten, welche Fitnessgeräte auf engem Raum gut einsetzbar sind. So können Sie dann eine Liste von möglichen Sportgeräten zusammenstellen und Ihrem Arbeitgeber oder Dienstherrn konkrete Vorschläge für den Bürosport während der Arbeitszeit machen. Schließen Sie sich diesbezüglich auch mit Ihrem Betriebsrat/Personalrat und Betriebsarzt kurz.

Es geht aber auch ohne Sportgeräte

Einfache kleine Tipps helfen, mehr Bewegung in Ihren Büroalltag zu bringen:

  • häufiger bei der Arbeit aufstehen,
  • stehend telefonieren,
  • Einsatz von Stehpulten,
  • regelmäßige Bewegungsübungen am Arbeitsplatz einlegen,
  • Kopierer und Drucker arbeitsplatzfern aufstellen,
  • wenn es möglich ist: Fahrstuhl ignorieren und Treppen steigen,
  • Mittagspausen für Bewegung nutzen.

 

Alternativen zum anatomischen Bürostuhl?

Sogenannte Sitzbälle und Pendelhocker werden immer wieder als alternative Sitzgelegenheiten zu Bürostühlen diskutiert. Was ist da dran? Lohnt es sich, den Bürostuhl gegen einen Sitzball oder Pendelhocker auszutauschen?

Der Sitzball
Sitzbälle bzw. Fitbälle sorgen für kleine Ausgleichsbewegungen der Wirbelsäule bei labiler Gleichgewichtslage. Somit wird einer starren Haltung des Rückens entgegengewirkt. Es werden unterschiedliche Muskelpartien aktiviert und eine statische Beanspruchung der Muskulatur gemildert. Insofern helfen Sitzbälle, Verspannungen vorzubeugen. Arbeitsmediziner stimmen aber darin überein, dass bei einem längeren Sitzen dieser positive Effekt, die Stärkung der Rückenmuskulatur, sich ins Negative verkehrt. Da die Abstützmöglichkeit beim Sitzball für den Rücken fehlt, tritt bereits nach kurzer Zeit eine zunehmende muskuläre Ermüdung ein. Es kommt zu einer sogenannten Rundrückenhaltung. Ferner fehlt eine Höhenverstellbarkeit, somit kann die Sitzhöhe nicht optimiert werden. Der Fitball ist also eher ein Trainings- und Übungsgerät, jedoch keine Alternative als Sitzgelegenheit für das Büro.

Der Pendelhocker
Gleiches gilt für den Pendelhocker, sogar mit Rückenlehne: Wie beim Sitzball befindet sich der Nutzer in einem labilen Gleichgewicht. Bei einer labilen Gleichgewichtslage werden immer wieder kleine Ausgleichsbewegungen durch die Wirbelsäulenmuskulatur ausgeführt. Die Haltungskonstanz, ein starres Sitzen, wird dadurch unterbrochen. Jedoch fehlt auch beim Pendelhocker ein echter Halt. Selbst bei Vorhandensein einer zusätzlichen Rückenlehne fehlt eine wirksame Abstützung.

Fazit: Keine Alternative zum Bürostuhl
Weder der Sitzball noch der Pendelhocker ist als alleinige Sitzgelegenheiten aus sicherheitstechnischer und ergonomischer Sicht eine Alternative zum Bürostuhl. Beide können nur zusätzlich und kurzzeitig im Büroalltag im Wechsel zum Bürostuhl für ein wenig Rückenentspannung und Entlastung sorgen.

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