Nach Schätzungen arbeiten europaweit über 3 Millionen Menschen mit einem Handicap in einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM). Die rund 12.000 Einrichtungen haben sich zu einem europaweiten Verband zusammengeschlossen.
So ist die Situation der Schweiz
Im Nachbarland Schweiz betreuen Mitglieder des Verbands INSOS (Institutions sociales suisses pour personnes handicapées / Soziale Institutionen für Menschen mit Behinderungen in der Schweiz) rund 25.000 Menschen in 300 Werkstätten.
Die Einrichtung von WfbM wird damit begründet, dass aufgrund beschränkter Arbeitsmöglichkeiten nicht alle Menschen auf dem 1. Arbeitsmarkt eine Anstellung finden können. Vergleichbar mit der Bundesrepublik Deutschland gibt es auch in der Schweiz Tageseinrichtungen, in denen besonders schwerbehinderten Menschen tagesstrukturierende Maßnahmen angeboten werden.
So ist die Situation in Österreich
In Österreich arbeiten rund 20.000 Menschen mit Handicap in 140 Trägerorganisationen. Nach Analysen sind 64 % der Betroffenen geistig behindert. Die Beschäftigten erhalten nur ein Taschengeld und sind nicht sozialversichert. Daher haben sie keinen Anspruch auf eine eigene Pension.
In Österreich gibt es aktuell eine rege Diskussion, ob die Situation in den WfbM eine soziale Diskriminierung und eine Verletzung der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN-BRK) darstellt.
So ist die Situation in Frankreich
In Frankreich existieren 2 unterschiedliche Formen von WfbM:
Beide Formen der Behindertenwerkstätten werden staatlich finanziert. Diese Betriebe bieten einen geschützten Arbeitsplatz, teilweise mit einem angeschlossenen Wohnheim.
So ist die Situation in Polen
In Polen wurden WfbM in den frühen 1980er Jahren eingerichtet. Eine Mindestgröße für die Belegschaft gibt es in den rund 70 Werkstätten nicht.
Ohne Behindertenwerkstätten geht es nicht
WfbM werden im Interesse der Menschen mit Behinderung auch in Zukunft zur Sicherung von Beschäftigung gebraucht. Der UN-Fachausschuss in Genf hat bei der Bewertung der Umsetzung der UN-BRK in Deutschland das Sondersystem WfbM dahingehend kritisiert, dass es nicht alternativlos bleiben darf.
Aus Sicht der EU bleiben die WfbM ein wichtiger Ort für Menschen mit Behinderungen, um Teilhabe am Arbeitsplatz zu erfahren. Mit dem neuen Budget für Arbeit, welches mit dem Bundesteilhabegesetz in Kraft treten soll, und dem Ausbau von Integrationsbetrieben mit einem Sonderprogramm von 150 Millionen €, das im Mai 2016 startete, sollen die Wechselchancen der Betroffenen auf den 1. Arbeitsmarkt in Deutschland erheblich verbessert werden.
Europaweiter Verband der Werkstätten für Behinderte
In der EU haben sich die Behindertenwerkstätten in einem Verband organisiert. Unter dem Namen European Association of service providers for persons with disabilities (easpd), Vereinigung der Dienste für Menschen mit Behinderungen, haben sich 12.000 Einrichtungen und ihre nationalen Dachverbände zu einem europaweiten Verband zusammengeschlossen. Unweit vom Europäischen Parlament in Brüssel liegt die Geschäftsstelle in der Handelsstraat/Rue de Commerce 72, B-1040 Brüssel, Belgien (E-Mail: info@easpd.de, Internet: www.easpd.eu).
In jedem Fall sind WfbM in der EU ein Thema für die Kommission und das Europäische Parlament. Sie als SBV sollten daher Ihre zuständigen Europa-Abgeordneten ansprechen und befragen, welchen europaweiten Handlungsbedarf sie und ihre Fraktion im europäischen Parlament bei WfbM sehen.
In Paris fand im März 2016 die erste französische Fachmesse von 70 Werkstätten und Integrationsbetrieben statt. 1.500 Teilnehmer diskutierten eine verbesserte Kooperation von Wirtschaftsunternehmen und Behindertenwerkstätten in Frankreich, um eine Verbesserung von Arbeitsmöglichen von Menschen mit Behinderungen zu erzielen. Bereits seit 1991 findet in der Bundesrepublik Deutschland eine Fachmesse der WfbM für berufliche Teilhabe statt. Die nächste Fachmesse findet vom 18. bis zum 21.4.2018 in Nürnberg statt.