30.05.2017

10 Regeln für Ihre Antrittsrede, mit denen Sie den perfekten Einstand schaffen!

Starten Sie erfolgreich in Ihren neuen Job: So halten Sie Ihre perfekte Antrittsrede!

Der erste Eindruck entscheidet. Gerade dann, wenn Sie als der oder die „Neue“ erstmals vor Ihrem Personalrat stehen. Zum perfekten Start gehört die perfekte Antrittsrede. Mit den folgenden 10 Regeln gewinnen Sie Ihre neuen Mitarbeiter vom Fleck weg für sich:

1. Regel: Nehmen Sie die Antrittsrede wichtig
Bereiten Sie die Rede sorgfältig vor. Sie können in fünf Minuten Herz und Kopf Ihrer Personalratskollegen und Arbeitskollegen gewinnen – oder sich um Kopf und Kragen reden. Vergeben Sie die Gelegenheit der Antrittsrede nicht mit einem unverbindlichen „Hallo, ich bin übrigens der Neue…“. So schnell bietet sich keine zweite Chance, um etwas zu vermitteln, das haften bleibt. Bei einer Antrittsrede können Sie mit größter Aufmerksamkeit rechnen. Nutzen Sie das – auch um Ziele darzulegen!

2. Regel: Sorgen Sie für den richtigen Rahmen
Schon bevor Sie ein einziges Wort gesagt haben, spricht der Rahmen Ihrer Antrittsrede Bände über Sie. Verwenden Sie daher Sorgfalt bei der Terminierung, bei der Auswahl des Ortes – schaffen Sie eine entspannte, angenehme Atmosphäre:

  • Wählen sie einen ansprechenden Raum.
  • Nehmen Sie sich Zeit. Quetschen Sie die Antrittsrede nicht zwischen zwei andere Termine.
  • Lassen Sie Ihre Personalratskollegen und Arbeitskollegen nicht unnötig warten. Beginnen Sie pünktlich.
  • Laden Sie die Personalratskollegen und Arbeitskollegen ein, nach der Antrittsrede mit Ihnen auf den Neuanfang anzustoßen – aber nur kurz!
  • Nehmen Sie sich nach der Antrittsrede ein wenig Zeit für Einzelgespräche. Als „Neuer“ oder „Neue“ dürfen Sie dabei durchaus nach bisherigen Gepflogenheiten fragen. Niemand wird Ihnen das übel nehmen, im Gegenteil: Man wird das positiv auslegen: „Der“/„Die“ interessiert sich für uns!

3. Regel: Klären Sie Ihr Redenziel
Ihre Ziele könnten zum Beispiel sein:

Sie wollen…

  • …ein Klima gegenseitigen Vertrauens schaffen.
  • …erreichen, dass Sie in Ihrer Einarbeitungsphase unterstützt werden.
  • …mit Ihrer Kompetenz überzeugen.
  • …die Personalratskollegen auf Ihren Stil vorbereiten.
  • …Misstrauen Ihnen gegenüber entkräften.
  • …Vorschusslorbeeren und zu hohe Erwartungen auf ein realistisches Maß reduzieren.
  • …den Führungskräften gute Zusammenarbeit signalisieren.

Dies können Botschaften einer Antrittsrede sein – selbstverständlich können Sie auch andere Ziele haben (und auch mehrere gleichzeitig). Wichtig ist, dass Sie sich über Ihre Ziele klar sind.

4. Regel: Suchen Sie Verbindendes
Ein wesentliches Ziel der Antrittsrede ist es, Ihre zukünftigen Kollegen und Kolleginnen an sich zu binden. Aber wie? Noch stehen Sie sich vermeintlich fremd gegenüber. Gemeinsamkeiten gibt es keine – oder wenige. Deshalb müssen Sie Verbindungen knüpfen. Schon ein Minimum an Gemeinsamkeit ist eine gute Ausgangsbasis.

Mit Leichtigkeit werden Sie Verbindendes finden, das auf geschäftlichen Kontakten/fachlichen Erfahrungen beruht (z. B. ähnliche Berufserfahrungen, Seminarbesuche, Kongresse usw.). Mehr Charme haben Verbindungen, die Sie abseits dieses Feldes suchen. Sie könnten zum Beispiel über Ihre Herkunft eine Verbindung herstellen:

Beispiel: „Dass es mich als gebürtige ‚Kieler Sprotte‘ einmal ins Schwabenland verschlagen würde, hätte ich mir nicht träumen lassen. Andererseits: Meine Großmutter mütterlicherseits stammt aus Tuttlingen – so gesehen fließt echtes Schwabenblut in meinen Adern – und wenn es auch nur ein Viertel ist!“

Auch die „gemischten Gefühle“ bei einem Neuanfang eignen sich, um Brücken zu schlagen:

Beispiel: „Als ich vor der Tür stand und mir sagte, da musst du jetzt rein, denn da warten viele Menschen auf dich, da war mir schon etwas mulmig. Und ich kann mir denken, Ihnen ist es nicht anders ergangen. Nun – da haben wir ja schon eine ganze Menge gemeinsam!“

Über Ihre Gefühle zu sprechen macht Sie menschlich und sympathisch. Warum also nicht durchschimmern lassen, dass Sie sich in Ihrer neuen Position noch zurechtfinden müssen (und wollen)? Das ist auf jeden Fall besser, als mit aufgesetztem Selbstbewusstsein über die eigene Unsicherheit hinwegzugehen.

5. Regel: Zeigen Sie sich!
Die Kollegen sind hoch gespannt – auf Sie, den Neuen/die Neue. Sie interessieren sich für Sie. Ihre Antrittsrede ist Ihre „Präsentation“. Und das ist durchaus im Sinne von Verkaufen zu verstehen. Wie aber überzeugen Sie die Zuhörer in Ihrer Rede davon, dass gerade Sie der richtige Mann/die richtige Frau für den Posten sind?

Wie machen Sie klar, was Sie zum Erfolg der Arbeitnehmervertretung beitragen können? Sie müssen nicht Ihren Lebenslauf schildern; zählen sie lieber nur einige wichtige Stationen und Spezialgebiete auf. Ihr Licht brauchen Sie dabei nicht unter den Scheffel zu stellen. Allerdings gilt auch hier die bekannte Erfahrung, dass Menschen empfindlich auf Eigenlob reagieren. Also: Fingerspitzengefühl!

Ob Sie etwas von Ihrem Privatleben verraten wollen, bleibt Ihnen überlassen. Da Sie in eine neue Umgebung mit für Sie noch weitgehend unbekannten Spielregeln kommen, empfiehlt sich in diesem Fall Zurückhaltung. Es spricht aber nichts dagegen, zum Beispiel in einem Nebensatz Ihr sportliches Hobby zu erwähnen – geschickter Weise in Verbindung mit einem Personalratsziel:

Beispiel: „Ich denke, dass wir langen Atem brauchen werden und gute Kondition, um dieses Ziel zu erreichen. Was mich angeht: Ich bin Marathonläufer und komme nicht so schnell aus der Puste …“

Ein solches Detail gibt Ihrer Antrittsrede „human touch“, und der bringt Pluspunkte in der Sympathiewertung.

6. Regel: Loben Sie das, was war
Treten Sie nicht so auf, als ob mit Ihnen eine neue Zeitrechnung beginnt und alles Bisherige nicht mehr gilt. Solches Auftreten würden Ihnen die Kollegen und Mitarbeiter als Missachtung auslegen.
Erwarten Sie auch nicht, dass die Menschen auf Sie zugehen. Gehen Sie Ihnen entgegen, und holen Sie sie da ab, wo sie sind. Würdigen Sie daher ausdrücklich bisherige Leistungen Ihrer neuen Personalratskollegen. Übrigens auch die, die Ihr Vorgänger oder Ihre Vorgängerin erbracht haben. Heben Sie wichtige Erfolge hervor, an die Sie anknüpfen wollen. Betonen Sie, dass Sie sich freuen, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die viel geleistet haben.

7. Regel: Versprechen Sie nichts, was Sie später nicht halten können
Es ist verlockend, sich in einer Antrittsrede programmatisch als Erneuerer zu präsentieren. Doch Vorsicht: Hüten Sie sich davor, Versprechungen zu machen, die Sie nicht halten können. Denn das einmal Gesagte können Sie nicht mehr einfangen.

Wenn Sie etwas versprochen haben, das Sie nicht umsetzen können, stehen Sie schnell wie der Reformtiger da, der als Bettvorleger der Realitäten endete. Sagen Sie in Ihrer Antrittsrede daher lieber, dass Sie sich in der ersten Zeit über alle Probleme informieren wollen, um danach zügig Entscheidungen zu treffen. Das ist die richtige Abfolge, und jeder wird verstehen, dass Sie sich zunächst ein umfassendes Bild von der Situation machen wollen. Anders ist die Sache natürlich, wenn die Entscheidungen gefallen sind. Dann müssen Sie die Fakten ansprechen – auch wenn es vielleicht nicht angenehm ist (siehe Regel 8).

„In der Bibel heißt es „Am Anfang war das Wort“ (Johannes 1,1). Bei Goethe heißt es „Am Anfang war die Tat“ (Faust). Für mich gehören Wort und Tat zusammen – gerade am Anfang. Sicher sind Sie gespannt darauf, wie ich mir die Personalratsarbeit in Zukunft vorstelle. Einige Entscheidungen sind schon gefallen: (Es folgt eine Erläuterung)…“

8. Regel: Verschweigen Sie nicht das Unangenehme
Wer überbringt schon gerne schlechte Nachrichten – und das bei der ersten Begegnung? Und doch dürfen Sie Unangenehmes – sofern es solches gibt – nicht verschweigen. Wenn ganz genau feststeht, dass Mitarbeiter entlassen werden müssen und Sie dem zustimmen werden, so legen Sie auf jeden Fall schon in Ihrer Antrittsrede die Karten auf den Tisch. Wenn Sie das nicht tun, wird man Ihnen später den Vorwurf machen, Sie seien nicht offen – und dieses Misstrauen wird Sie stets verfolgen.

Darum: Pflegen Sie Ihre Glaubwürdigkeit; reden Sie über das Unangenehme schon in Ihrer Antrittsrede, auch wenn, man Sie vielleicht als „herzlos“ empfindet. Begründen Sie Ihre Zustimmung und machen Sie klar, dass nur so das ganze Unternehmen vor der Insolvenz geschützt werden kann.

9. Regel: Lassen Sie sich nicht vor fremde Karren spannen
Möglicherweise werden Ihnen freundliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter raten, „also zu dem Thema müssen Sie unbedingt etwas sagen, da warten alle endlich auf ein klärendes Wort“.

Vorsicht: Hüten Sie sich, zu Themen Stellung zu nehmen, deren Hintergründe Sie nicht exakt kennen. Lassen Sie sich nicht zum Spielball einzelner Mitarbeiter oder Gruppen machen, bevor Sie nicht das ganze Interessengeflecht durchschaut haben. Wenn Sie sich bis zu Ihrer Rede noch kein abschließendes Bild machen konnten, umgehen Sie das Thema. Im Zweifel ist in solchen Fällen Schweigen am besten.

10. Regel: Erhalten Sie sich Ihre Gestaltungsfreiheit
Mit manch gut gemeinter Formulierung stellen sich Antrittsredner unbewusst selbst ein Bein, weil sie ihren Entscheidungs- und Handlungsspielraum einengen. Hier die Warnung vor zwei gefährlichen Fallen, die Sie umgehen sollten:

Falle 1: „Bei mir finden Sie immer ein offenes Ohr“

Dies ist eine Formulierung, die häufig in Antrittsreden zu hören ist und sich sehr gut anhört. Aber mit so einer pauschalen Formulierung nehmen Sie sich selbst Spielraum. Sie erklären sich damit zum Sammelplatz für sämtliche Mitarbeiterprobleme – aber wollen Sie das wirklich sein?

Nach solch einer Ankündigung könnte sich so mancher animiert fühlen, seine Schwierigkeiten bei Ihnen abzuladen – Probleme, die er eigentlich selbst lösen können müsste (und sollte) oder mit Hilfe von Kollegen lösen könnte. Und wenn Sie Ihre anfängliche Offenheit nachträglich einschränken müssen, dann stehen Sie als jemand da, der nicht zu seinem Wort steht.

Falle 2: „Einsame Entscheidungen sind nicht meine Art, ich verstehe uns hier als Team, das gemeinsam Lösungen entwickelt“

Das ist eine sehr modern klingende Formulierung, mit der Sie sich selbst leicht ein Bein stellen können. Denn die Stunde der Wahrheit schlägt dann, wenn es später gilt, für Misserfolge geradezustehen. Dann nämlich müssen Sie als Personalratsmitglied persönlich die Verantwortung übernehmen; und da hilft keine Entschuldigung, das habe schließlich das ganze Team so gewollt. Seien Sie in Ihrer Ankündigung also vorsichtiger.

Sagen sie zum Beispiel: „Auf Ihr Urteil, Ihre Erfahrung und Ihren Rat bin ich sehr gespannt. Ich freue mich darauf, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.“
Mit dieser Formulierung unterstreichen Sie die Bedeutung von Teamgeist. Sie kündigen auch an, dass Sie Ihre Mitarbeiter(innen) einbeziehen werden. Aber im Unterschied zur ersten Formulierung bleibt das „Wie“ in Ihrem Ermessen. Sie erhalten sich Handlungs- und Gestaltungsfreiheit!

Urteilsdienst für den Personalrat - arbeitsrecht.org

Muster-Rede für Ihren Amtsantritt als Personalratsvorsitzender
Liebe Kollegen, liebe Kolleginnen, liebe(r) … (Vorgänger/in)!

Es ist für mich eine Ehre, jetzt euer Vorsitzender zu sein, und ich werde mich anstrengen, der neuen Verantwortung gerecht zu werden. Allen, die mich gewählt haben, danke ich für ihr Vertrauen! Ganz besonders danke ich dir, liebe(r) …(Vorgänger/in), für deine Arbeit in den vergangenen … (Zahl) Jahren. Du hast dir viel Respekt und Anerkennung bei allen Mitgliedern erworben. Zu Recht. Der Anzug, in den ich jetzt schlüpfen, und die Fußstapfen, in die ich treten soll, sind sehr groß. Ich werde erst hineinwachsen müssen. Mit deiner erfolgreichen Arbeit, liebe(r) … (Name), hast du die Messlatte hochgelegt.

Aber gleichzeitig machen deine Erfolge in der Vergangenheit meine Arbeit auch leichter. Denn ich kann da anfangen, wo du nach deiner Amtszeit aufgehört hast. Ich brauche – um bei der Messlatte zu bleiben – im Stabhochsprung nicht mehr bei 2 Meter 50 zu beginnen, sondern kann schon bei 5 Metern starten. Und wie ich dich kenne, wirst du mir in Zukunft mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Außerdem: Ich kenne mich ja im Personalrat schon aus – schließlich bin ich seit … (Zahl) Jahren aktives Mitglied. Ein alter Hase sozusagen, der auf der Welt schon einiges gesehen hat. Es werden mir also hoffentlich solche Überraschungen erspart bleiben, wie Karl Valentin eine erlebte: Ein Reporter fragte ihn einmal: „Was hatten Sie gleich nach der Geburt für einen Eindruck von der Welt?“ Und Karl Valentin antwortete: „Als ich die Hebamme sah, die mich empfing, war ich sprachlos. Ich hatte diese Frau in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen.“

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, euch habe ich ja zum Glück alle schon gesehen. Dennoch ist es ein Anfang für mich: ein neues Amt, eine neue Verantwortung. Wie ich es auch drehe: Für eine Weile bin ich jetzt Anfänger. Das heißt zunächst einmal: Lernen. Deshalb bitte ich um Unterstützung. Ein Vorsitzender ist ja letztlich nichts anderes als ein Dirigent. Und der kann auch nichts allein zustande bringen – ohne seinen Chor, seine Musiker, sein Orchester. Also, liebe … (Kolleginnen und Kollegen etc.): Fangen wir es gemeinsam an! Denn ursprünglich meint „anfangen“ so viel wie: anfassen, anpacken, in die Hand nehmen. Und es liegt viel vor uns: … (Hier können Sie Ereignisse anführen, die in den nächsten Monaten anstehen: geplante Veränderungen. Danach:)

Liebe Kollegen, das alles wollen wir erreichen. Packen wir es an, uns von unserer besten Seite zu zeigen. Solche Veranstaltungen sind außerdem wichtig für uns persönlich, für den Zusammenhalt und die Gemeinschaft im … (Personalrat). Ohne die Arbeit davor und danach geht es allerdings auch nicht: die Arbeit hinter den Kulissen, die tägliche Arbeit, den Personalratsalltag. Ohne das Kleine wird nichts Großes! Was ich mir für meine Amtszeit ganz besonders vornehme, ist dies: (Hier können Sie Ihre konkreten Ziele nennen.)

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